Splitter


«Allerseelen»von Cees Nooteboom
Der erste Satz: «Erst einige Sekunden nachdem Arthur Daane an der Buchhandlung vorbeigegangen war, merkte er, dass sich ein Wort in seinen Gedanken festgehakt hatte und dass er dieses Wort inzwischen bereits in seine eigene Sprache übersetzt hatte, wodurch es sofort ungefährlicher klang als im Deutschen.»Dazwischen: «Eines der Dinge, die wir nicht verstehen können, ist, wie schlecht ihr in euer eigenes Dasein passt, ohne dass ihr darüber nachdenkt. Und dass ihr euch so wenig klarmacht, über welch unendliche Möglichkeiten ihr verfügt.»  Der letzte Satz: Es gibt viele letzte Sätze.

«Ein Lied von Schein und Sein»von Cees Nooteboom
Der erste Satz: « <Das ist doch schliesslich die Arbeit eines Schriftstellers>, sagte der Schriftsteller. <Wie ein Adler über den Figuren zu kreisen, die er verfolgen will. In diesem Fall dem Arzt und dem Oberst.>»Dazwischen: Zwei Schriftsteller, ein Oberst, ein Militärarzt und dessen Frau. Der letzte Satz: «Ohne es erklären zu können, wusste er, dass so etwas mit ihm geschehen war. Wem aber hätte er das erklären sollen, wenn er es selbst schon nicht begriff?»

«Zwischen ihnen» von Richard Ford
Der erste Satz: «Irgendwo tief in meiner Kindheit kommt mein Vater aneinem Freitagabend von seiner Tour nach Hause.» Dazwischen: «Der Tod beginnt, lange Zeit bevor er wirklich da ist. Selbst im eigentlichen Wesen des Todes steckt Leben, das sich ausschöpfen lässt.»
Der letzte Satz: «Solche Momente habe ich jede Menge mit ihr erlebt, in dem Augenblick, als sie sich zutrugen, und genau jetzt auch. Sie werden mir wohl für immer bleiben.»

«Land der Winde» von Gerhard Meier​
Der erste Satz: Toteninsel.  Dazwischen: Borodino. Bipp, Jakob von Gunten, die Ballade vom Schneien, Olten, Proust, Krieg und Frieden, Claude Simon. Der letzte Satz: Ob die Granatbäume blühen.

«4321» von Paul Auster
Einen ersten Satz gibt es, irgendwie, einen letzten auch. Aber das stimmt nicht, denn da sind herabfallende Äste, Verkehrsunfälle und Brände. Am Schluss bleibt Archie IV, immerhin.
«Briefe an Poseidon» von Cees Nooteboom
Der erste Satz: «Wie fängt etwas an?»
​Punkt.

«Treibsand» von Henning Mankell
Es gibt weder einen ersten noch einen letzten Satz. Aber ein Motto: 
«Schäm dich nicht, Mensch zu sein, sei stolz! 
In dir öffnet sich Gewölbe um Gewölbe, endlos,
Du wirst nie fertig, und es ist, wie es sein soll.»
(Tomas Tranströmer: Romanische Bögen)
Dazwischen: «Alle Gedanken sind möglich. In der Welt der Gedanken gibt es weder Zäune noch Gräben oder Minenfelder. Alles ist eine freie Landschaft.» (S. 254). Und noch viel, viel mehr aus den Gewölben. 
«Stausee» von César Aira
Der erste Satz: «Die Geräusche der Nacht stiegen verhalten auf ihren bevorzugten Wegen den Berg hinauf.»
Der letzte Satz: «Dann ging er unter.»
Dazwischen: «Es ist, als würde das Denken sich oberhalb (oder unterhalb) der Zeit bewegen und hier und dort vollkommen zufällig auftauchen. Und wenn Zeit Leben ist, was wir alle einstimmig bejahen würden, dann ist Denken das Gegenteil. Es ist nicht so, dass man mal denkt und mal nicht. Die Diskontinuität entspricht jener der Zeit, die ja in der Tat nicht immer da ist.» (S. 107). Und: Familienferien, Hühner und eine rosafarbene Apokalypse. Mehr Aira: «Gespenster». 

«Der Trost des Nachthimmels» von Dzevad Karahasan
Der erste Satz: «Es gibt Tage, die besser nicht angebrochen wären.»
Der letzte Satz: «In die Schatten, diese werden alles, was unser ist, bewahren, wie sie ja auch das bewahrt haben, was mir die von der Vijecnica übriggebliebene Asche erzählt hat.»
Dazwischen: «Wenn du den Nachthimmel lange genug beobachtest, begreifst du, dass jeder Stern allein und unendlich weit vom nächsten entfernt ist, aber dass sie alle einem Gesetz unterliegen und das dieses Gesetz ihre Einsamkeit aufhebt.» Roman in drei Teilen, beginnt 1077, das Leben von Omar Chayyam, spiegelt die Gegenwart. 

«Lügen über meinen Vater» von John Burnside
Der erste Satz: «Wir stehen am Rande eines Abgrundes.»
Der letzte Satz: «Und das Letzte, was ich möchte, ist, meine Geschichte in Lügen zu verkehren.»
Dazwischen: Der Sprung in den Abgrund.

«Toteninsel» von Gerhard Meier​
Der erste Satz: «Bindschädler, mit drei, vier, fünf Jahren zehrt man von den Bildern, Gedanken, die man mitbekommen hat, als Mitgift fürs Leben.»
Der letzte Satz: «Bindschädler, sollte ich jemals zum Schreiben kommen, will ich es tun im Sinne Picassos.»
Dazwischen: Text in der Vertikalen, verlangt Konzentration, bringt Ruhe